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Konfigurationsprozess

Der Konfigurationsprozess ist ein halb-automatisches Werkzeug und Kernelement der Software. Nachdem ein Bedürfnis vermittelt wurde (→[Bedürfnisvermittlung]) werden automatisch sämtliche Möglichkeiten durchgespielt, wie dieses Bedürfnis in der jeweiligen lokalen Umgebung befriedigt werden kann. Diese Möglichkeiten werden aufsteigend anhand ihrer Gesamtdauer sortiert und schließlich werden die Beteiligten im Umkreis anhand ihrer persönlichen Fähigkeiten, Interessen und Verfügungsmöglichkeiten angefragt, ob sie sich bestimmten Tätigkeiten zuordnen wollen oder ob sie über bestimmte Mittel oder bestimmtes Wissen verfügen, das sie für aktuell anstehende Prozess bereitstellen würden.

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Ohne dass konkrete Personen oder Gruppen einen Plan erstellen müssen, entstehen hierbei durch Selbstzuordnung zu Tätigkeiten zur-Verfügung-Stellung von Wissen und Mitteln Konfigurationen, die anhand der Informationen, welche der Software bekannt sind, in der jeweiligen Umgebung sinnvoll sind, um ein vermitteltes Bedürfnis zu befriedigen und die dabei den Bedürfnissen, Fähigkeiten und Interessen der Beteiligten entsprechen.

Der Konfigurationsprozess besteht aus zwei bestimmenden Momenten: Den zeitlich getrennten Vorschlag von Tätigkeiten, Mittel- und Wissensabfragen auf der einen Seite und der Selbstzuordnung zu Tätigkeiten und der Zuordnung von eigenen Mitteln und Wissen zur Vervollständigung von Konfigurationen auf der anderen Seite. Das letzte Moment wird im Kapitel →Interaktion mit Vorschlägen und Abfragen näher betrachtet, das erste Moment folgend in fünf Schritten untersucht: Zuerst wird der Rahmen möglicher Konfigurationen gesetzt, in welchem der Konfigurationsprozess abläuft. Schließlich wird der Prozess des Vorschlags von Tätigkeiten durchgegangen und dabei zuerst bei Tätigkeiten zur Bedarfsdeckung und anschließend bei Tätigkeiten zur (Wieder-)Herstellung von Erhaltungszuständen. Als vierter Schritt wird gezeigt, wie sich der skizzierte Rahmen durch neu verfügbare Mittel und neues Wissen erweitern lässt und wie sich Abfragen von Bedarf und Wissen in vorgeschlagene Tätigkeiten eingliedern. Zuletzt wird kurz erläutert, warum bereits vorgeschlagene Tätigkeiten wieder zurückgenommen werden können und welche Konsequenzen das nach sich ziehen kann.

Hier noch wichtig anzumerken: Folgend wird die Systematik mit einzelnen Zuordnungen dargestellt, aber praktisch können Mehrfachzuordnungen notwendig sein, damit eine Kooperation gelingt. Das Problem ist, dass wenn sich nur eine Person zu einer Tätigkeit zuordnet und sich darauf verlassen wird, dass diese Person die Tätigkeit auch ausführen wird, diese Person an dem Zeitpunkt, an welchem die Ausführung stattfinden müsste, z.B. schlicht verhindert sein kann. Und im ununterbrochenen Commoning lässt sich dieser Zeitpunkt nicht bis nur sehr vage voraussagen. Um Stabilität, aber auch zeitliche Flexibilität zu gewährleisten kann es bei komplexeren Konfigurationen notwendig werden, dass sich mehr als eine Person findet, die sich der Tätigkeit annehmen würde – und genauso, dass sich nicht auf die Verfügbarkeit von einem einzelnen konkreten Mittel verlassen wird. In welchen Fällen bzw. ab welcher Komplexität etc. das relevant wird und wie damit umgegangen werden kann, muss am ehesten in der Praxis herausgestellt werden.

Rahmen möglicher Konfigurationen#

Der Konfigurationsprozess ist eine Softwarefunktion und läuft innerhalb des Rahmens der Informationen ab, welche der Software bekannt sind. Der Rahmen des Konfigurationsprozesses sind daher die lokal verfügbaren Mittel[4] – insofern diese durch die Software ausgelesen werden können – und die verfügbaren Tätigkeitsmuster, mit denen diese Mittel in Beziehung zueinander gesetzt werden können. In diesem Sinne gelten als ‚mögliche Konfigurationen‘ solche, bei denen anhand der verfügbaren Informationen jeder Bedarf gedeckt und jeder Erhaltungszustand wiederhergestellt werden kann. Der Gegensatz dazu sind unmögliche Konfigurationen, also solche, die den der Software bekannten Informationen nicht abgeschlossen werden können, und schwer mögliche Konfigurationen, die zwar an sich abgeschlossen werden können, aber einen verhältnismäßig hohen Aufwand zur Befriedigung vermittelter Bedürfnisse nach sich ziehen. Ob eine Konfiguration möglich ist oder nicht, ist dabei außerdem abhängig von den →[Nutzungsbedingungen] der Mittel, also wer in welchem Kontext darüber verfügen darf, inwiefern ihre Verwendung zum Schutz der Übernutzung gedeckelt wurde oder ab welcher →[Wichtigkeit] ein Mittel zur Anwendung frei ist.

Innerhalb dieses Rahmens von – inwiefern auch immer – verfügbaren Mitteln und Tätigkeitsmustern, werden Tätigkeiten vorgeschlagen, die nach den der Software bekannten Informationen im jeweiligen lokalen Umfeld am besten dafür geeignet sind, anstehende Bedürfnisse zu befriedigen. Ein Vorschlag bedeutet, dass im Rahmen einer Konfiguration eine Tätigkeit zur Selbstzuordnung gefasst wird, diese auf ein bestimmtes Tätigkeitsmuster verweist und dieser vorgeschlagenen Tätigkeit auch eine Lokalität zugewiesen wird. Diese Lokalität ist nicht der Ort ihrer Ausführung, sondern der Ort, an dem ihre Notwendigkeit vermittelt wurde. Wird eine Tätigkeit durch die Software vorgeschlagen, kann sie in der persönliche Vorauswahl der Beteiligten erscheinen. Die Tätigkeit wird allerdings erst in der persönlichen Vorauswahl einer konkreten Person sichtbar, wenn diese die entsprechenden Fähigkeiten, Qualifikationen, Interessen, etc. angegeben hat, wenn sie sich in – frei definierbarer – Nähe zu der vorgeschlagenen Tätigkeit befindet und teils auch nur, wenn sie über entsprechende Mittel verfügt, die zur Ausführung der Tätigkeit notwendig sind. Falls eine Tätigkeit in die persönliche Vorauswahl einer konkreten Person gesetzt wird, ist diese damit ein angepasster Vorschlag zur Selbstzuordnung (siehe auch: →Interaktion mit Vorschlägen und Abfragen).

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Vorschlag von Tätigkeiten: Bedarfsdeckung#

Der Prozess des Commonings, so wie er hier verstanden wird, unterscheidet sich wesentlich von kapitalistischer Produktion, da zuerst das Bedürfnis vermittelt und danach der Prozess angestoßen wird, in dem die zur Befriedigung notwendigen Mittel verfügbar gemacht werden. Das Prinzip gilt auch für jeden Schritt des Prozesses: Vom Bedürfnis ausgehend, wird erst eine Tätigkeit festgelegt und danach werden andere Tätigkeiten gesucht, mit welchen deren Bedarf gedeckt wird. Vom Bedürfnis aus entfaltet sich die Konfiguration somit „in Tiefe und Breite“ und zwar so lange bis geklärt ist, wie jedes einzelne Mittel verfügbar gemacht werden kann, welches für die anschließende Kooperation notwendig ist.

Die →Einheit des Konfigurationsprozesses ist die Zeitdauer einer Tätigkeit. Und um eine möglichst ideale Konfiguration herauszustellen, muss die Software zuerst die Gesamtdauer sämtlicher möglicher Konfigurationen in der jeweiligen lokalen Umgebung herausstellen und diese – unabhängig vom Aspekt der Selbstzuordnung – in der Reihenfolge dieser Gesamtdauer ordnen. Während des Konfigurationsprozesses ist die Gesamtdauer dabei immer spekulativ, da noch nicht feststeht, welchen der vorgeschlagenen Tätigkeiten sich Beteiligte annehmen werden. Erst durch das →Festsetzen einer Konfiguration steht die Gesamtdauer der Konfiguration bzw. Kooperation, zumindest theoretisch, fest.

Schließlich wird die erste Tätigkeit der möglichen Konfiguration mit der spekulativ geringsten Gesamtdauer zur Selbstzuordnung vorgeschlagen. In folgenden Fällen erfolgt ein weiterer Vorschlag zusätzlich:

  1. Es kommt zu keiner Selbstzuordnung in einem definierten Zeitraum. Der Zeitraum kann statisch sein oder sich etwa nach der Zeitdifferenz zwischen der aktuellen und der nächsten vorgeschlagenen Tätigkeit richten.

  2. Es gibt keine Person in der lokalen Umgebung, die für die Tätigkeit qualifiziert ist oder ein prinzipielles Interesse daran hat.

  3. Sämtliche aktive Beteiligte, die ein prinzipielles Interesse an der Tätigkeiten haben und für diese qualifiziert wären, haben die Tätigkeit* abgelehnt.

Tritt einer dieser drei Möglichkeiten ein, wird eine neue Tätigkeit zusätzlich vorgeschlagen und zwar die, durch welche die gesamte Konfiguration spekulativ den nächst-geringsten Aufwand haben könnte. Es wird nicht einfach die Tätigkeit vorgeschlagen, welche denselben Bedarf wie die letzte vorgeschlagene Tätigkeit decken kann.

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Am Beispiel der Grafik: Es gibt einen Bedarf nach Mittel M1a, welcher durch die Tätigkeiten T1a1 und T1a2 gedeckt werden kann. Die spekulativ geringste Gesamtdauer von 60 Minuten zur Verfügbarmachung des Mittels hat dabei die Tätigkeit T1a1 zusammen mit der Tätigkeit T1a1b1. Zuerst wird also geprüft: „Gibt es jemanden, der oder die sich T1a1 annehmen möchte?“. Diese Nachfrage bedeutet, dass die Tätigkeit vorgeschlagen wird, also in der persönlichen Vorauswahl von Beteiligten erscheinen kann. Falls sich jemand hierfür findet wird abgefragt: „Gibt es jemanden, der oder die sich T1a1b1 annehmen möchte?“. Falls es zu einer Selbstzuordnung kommt, steht fest, wie M1a verfügbar gemacht werden wird. Falls sich allerdings niemand T1a1b1 zuordnet, wird nicht Tätigkeit T1a1b2 zusätzlich vorgeschlagen, sondern die nächste Tätigkeit der übergeordnete Ebene T1a2, da diese zur Bedarfsdeckung von M1a die geringere Dauer (75 Minuten) hat als die Kombination von T1a1 und T1a1b2 (90 Minuten). Falls sich allerdings auch für T1a2 niemand findet, wird schließlich abgefragt, ob sich jemand T1a1b2 annehmen will und falls dem so ist, würde die Verfügbarmachung von M1a eine durchschnittliche Dauer von 90 Minuten nach sich ziehen, im Gegensatz zur idealen Möglichkeit von 60 Minuten.

Die Abweichungen von jeweils 15 Minuten bei diesen Tätigkeiten können unerheblich sein. Wenn z.B. T1a1 und T1a1b1 von ihrem Aufwand her nur 60 Minuten tragen, wird der Aufwand trotzdem erheblicher, da es sich um eine Kooperation handelt und neuen Absprachen und eventuelle Ortsveränderungen bedarf, insofern keine →Kontinuität vorliegt. Bei der Feinabstimmung der Software könnte dagegen eine Variable eingeführt werden, durch welche für-sich-stehende Tätigkeiten bevorzugt werden.

Wenn sich jemand T1a1 zuordnet, dann allerdings nicht T1a1b1 sondern T1a2, wäre die Konsequenz, dass die Selbstzuordnung zu T1a1 ins Leere laufen würde. Dasselbe kann allerdings auch für T1a2 gelten, wenn sich im Nachhinein – also nach dem Vorschlag und Selbstzuordnung von und zu T1a2 – jemand für T1a1b1 finden würde. In dem Fall schien es für einen Moment, als würde die Selbstzuordnung zu T1a1 ins Leere laufen, was dann allerdings für T1a2 gelten würde. Vorausgesetzt ist hierbei, dass der Konfigurationsprozess nach der Selbstzuordnung zu T1a2 nicht festgesetzt wurde und es noch möglich war, sich zu alternativen Tätigkeiten zuzuordnen. Für Beteiligte ist es daher wichtig, dass sie betreffende Konfigurationsprozesse für sie transparent sind und die Beteiligten daher abschätzen können, ob sie letztendlich gebraucht werden oder nicht.

Ob eine vorgeschlagene Tätigkeit in der persönlichen Vorauswahl einer konkreten Person erscheint, ist abhängig von ihrer Verfügbarkeit über Mittel. Somit kann es auch sein, dass eine bestimmte vorgeschlagene Tätigkeit zuerst nur in die persönliche Vorauswahl einer bestimmten Gruppe kommt – also zu denjenigen, welche über Bedarf der Tätigkeit verfügen -, anschließend eine ganz andere Tätigkeit vorgeschlagen wird und erst danach die erste Tätigkeit in die persönliche Vorauswahl der Gruppe gebracht wird, die nicht über den Bedarf dieser Tätigkeit verfügt. Falls verschiedene Personen über verschiedenen Bedarf einer Tätigkeit verfügen, erfolgt die Zuordnung der Tätigkeiten in die jeweilige persönliche Vorauswahl ebenfalls in der Ordnung, welche Zeitersparnis durch ihre Verfügung über das jeweilige Mittel spekulativ geltend gemacht wird.

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Ein kurzer Exkurs an dieser Stelle, über Problematik der verzögerten Möglichkeit der Selbstzuordnung durch fehlende Verfügbarkeit über Mittel: Beteiligte, die über Mittel verfügen, sind im Konfigurationsprozess prinzipiell bevorteilt, im Sinne von: in ihrer persönlichen Vorauswahl können Tätigkeiten erscheinen, die für andere, die nicht über den Bedarf dieser Tätigkeiten verfügen, noch nicht sichtbar sind. Damit können diejenigen, die über viele Mittel verfügen, einerseits ihren Fähigkeiten und Interessen leichter nachgehen als andere, aber sie können damit eben auch →zugeschriebene Anerkennung vor anderen erlangen. Das ist problematisch. Allerdings bewegen wir uns derzeit in einer als privates Eigentum weitgehend erschlossenen Welt und die Software unterstützt eine Transformation zu einer Welt, in der wir auf Augenhöhe die Verwendung aller Dinge regeln können. Selbst also, wenn jemand durch die Reihenfolge des Konfigurationsprozesses bevorzugt wird, nur, weil er oder sie Verfügungsmöglichkeiten zu Mitteln hat, von denen andere ausgeschlossen sind, ist das Resultat ihrer Tätigkeit immer ein Gemeingut, von dem strukturell niemand ausgeschlossen ist.

Die Absprachen und Regelungen zur Verwendung dieses Gemeingutes können die Person, welche es verfügbar gemacht hat, zwar immer noch bevorzugen, das allerdings unterliegt der Kontrolle des →[*sozialen Prozesses]. Am Ende besteht der Vorteil lediglich darin, früher als andere die Möglichkeit zu haben, für andere da zu sein*. Ununterbrochenes Commoning ist eine reine Kooperationsstruktur in der prinzipiell jede Tätigkeit zum größten Vorteil aller Beteiligten ist. Und falls diese Möglichkeit weggelassen wird – also die frühere Zuordnung von vorgeschlagenen Tätigkeiten in die Vorauswahl von Personen mit entsprechenden privaten Mittel bzw. der geregelten exklusiven Verfügung über Gemeingüter -, dann wäre das einzige Resultat daraus, dass der Prozess zu einer bestimmten Bedürfnisbefriedigung aufwendiger wird und auch tendenziell mehr Gemeingüter benötigt, als eigentlich notwendig wäre.

Ein wirkliches Problem dagegen ist es, die Verfügbarkeit von Mitteln abzuprüfen, die gemeinsam genutzt werden können, sich also nicht in der Verwendung aufbrauchen. Falls es sich um Mittel handelt, die sich aufbrauchen, können sich diese Mittel im Prozess der Selbstzuordnung für die Tätigkeit reservieren lassen. Falls sie allerdings gemeinsam genutzt werden, kann während eines laufenden Konfigurationsprozesses schwer eine Aussage darüber getroffen werden, wann das Mittel benötigt wird, da noch nicht einmal vorhergesagt werden kann, wann der Konfigurationsprozess abgeschlossen sein wird und damit die Kooperation zur Bedürfnisbefriedigung überhaupt erst beginnen kann. Und auch dann ist nicht bekannt, wie lange es dauert, bis der Bedarf für der Tätigkeit gedeckt wird, welche auf dieses Mittel zurückgreift, das gemeinsam genutzt wird. Das Problem ist gewaltig, kann aber über verschiedene Funktionen der vorläufigen Reservierungen und entsprechende Kommunikationsräumen zwischen denen, die das Mittel verwenden wollen gemildert werden. Ganz gelöst werden allerdings, kann das Problem innerhalb dieser Re-Produktionsweise wahrscheinlich nie.

Vorschlag von Tätigkeiten: (Wieder-)Herstellung von Erhaltungszuständen Die Ausführung einer Tätigkeit kann verschiedene Nebenresultate mit sich bringen, die sich auf die Erhaltungszustände verwendeter Mittel auswirken bzw. sind diese Nebenresultate neue Mittel, die sich möglicherweise nicht in ihrem Erhaltungszustand befinden. Falls ein Mittel einen definierten Erhaltungszustand hat und die Auswirkung einer Tätigkeit dazu führt, dass sich das Mittel außerhalb seines Erhaltungszustandes befindet, können Tätigkeiten zur (Wieder-)Herstellung des Erhaltungszustandes notwendig werden (siehe: →Momente des Gesamtaufwandes….: Nebenresultate...).

Im Konfigurationsprozess müssen Tätigkeiten zur (Wieder-)Herstellung von Erhaltungszuständen anders behandelt werden als Tätigkeiten zur Bedarfsdeckung. Worin unterscheiden sich Erstere von Letzteren?

  1. Tätigkeiten zur (Wieder-)Herstellung von Erhaltungszuständen können exakt definiert sein. Auf Seiten der Bedarfsdeckung werden im Konfigurationsprozess immer die Tätigkeiten vorgeschlagen, welche die spekulativ-geringste Gesamtdauer mit sich bringen. Sind dagegen Tätigkeiten exakt definiert, die den Erhaltungszustand von Mitteln (wieder-)herstellen, geht es im Konfigurationsprozess nicht um die Auswahl der Tätigkeiten, sondern nur um den Zeitpunkt, an welchem sie vorgeschlagen werden.

  2. Die Tätigkeiten können aufschiebbar oder unaufschiebbar sein. Tätigkeiten zur (Wieder-)Herstellung von Erhaltungszuständen betreffen nicht unmittelbar das anstehende Bedürfnis, zu deren Zweck die Tätigkeit ausgeführt werden soll, die sich auf den Erhaltungszustand der Mittel auswirkt. Ist eine Tätigkeit als aufschiebbar definiert, kann es zur →Festsetzung einer Konfiguration kommen, bevor sich eine Person gefunden hat, die sich der Tätigkeit annimmt. Ist eine Tätigkeit als unaufschiebbar definiert, muss es vor dem Festsetzen der Konfiguration zu einer Selbstzuordnung kommen.

  3. Ein Nebenresultat kann eine Tätigkeit nur anteilig notwendig machen. Eine Tätigkeit zur Bedarfsdeckung ist entweder notwendig oder nicht notwendig. Ein Nebenresultat dagegen kann die Abnutzung eines Mittels sein, welche erst nach einer bestimmten Verwendungsdauer eine Wartung nach sich zieht – die Tätigkeit, welche sich auf den Erhaltungszustand auswirkt, macht also anteilig eine andere Tätigkeit notwendig. Ein Nebenresultat kann aber auch eine Ortsveränderung eines Mittels sein, das an seinen Ursprungsort zurückgeführt werden muss – die eine Tätigkeit macht also die andere Tätigkeit absolut notwendig.

  4. Der Zeitpunkt des Vorschlags einer Tätigkeit zur (Wieder-)Herstellung eines Erhaltungszustandes kann automatisch oder manuell bestimmt werden. Falls sich eine Tätigkeit anteilig auf den Erhaltungszustand eines Mittels auswirkt und falls z.B. eine Verwendungsdauer definiert ist, ab welcher das Mittel z.B. gewartet werden muss, kann der Vorschlag zur Ausführung dieser Tätigkeit über einen Schwellwert automatisch erfolgen. Kommt es zu keiner Selbstzuordnung und wird eine Maximalgrenze überschritten, kann das Mittel – je nach Nutzungsbedingungen – zur Weiterverwendung etwa gesperrt werden, bis sich jemand dieser Tätigkeit angenommen hat [Anmerkung] Dieselbe Tätigkeit kann allerdings auch manuell vorgeschlagen (und die Weiterverwendung gesperrt) werden, falls die Person, welche das entsprechende Mittel verwendet hat, etwa einen Defekt entdeckt hat bzw. vermutet. Automatischer und manueller Vorschlag schließen sich dabei nicht gegenseitig aus.

Eine solche Sperrung betrifft dabei lediglich die Software-Ebene und wirkt sich – wenn es keine entsprechenden sozialen Prozesse gibt – nicht auf die Verwendung des Mittels außerhalb der Software-Vermittlung aus.

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Die spekulative Gesamtdauer ist nur so lange spekulativ, bis eine Konfiguration festgesetzt wurde. Da Vorschläge zur Selbstzuordnung zu Tätigkeiten zur Wiederherstellung von Erhaltungszuständen etwa durch die Aufschiebbarkeit dieser Tätigkeiten allerdings über die Festsetzung hinaus gehen können, ist es nicht möglich innerhalb des Konfigurationsprozesses auf Seiten der Nebenresultate mit dieser spekulativen Gesamtdauer zu arbeiten. Es braucht eine andere Größe und hierbei scheint die durchschnittliche Gesamtdauer einzig sinnvoll zu sein.

Die durchschnittliche Gesamtdauer richtet sich nicht nach ‚idealen‘, also kürzt-möglichen Konfigurationen, sondern danach, wie lange die Gesamtdauer der Tätigkeit zur Wiederherstellung eines Erhaltungszustandes real im Sinne von statistisch-durchschnittlich benötigt. Diese durchschnittliche Gesamtdauer wird im Konfigurationsprozess je nachdem vollständig oder anteilig zur spekulativen Gesamtdauer der Tätigkeit hinzu addiert, welche sich auf den Erhaltungszustand des jeweiligen Mittels auswirkt. Die durchschnittliche Gesamtdauer einer Tätigkeit zur Wiederherstellung eines Erhaltungszustandes ist damit unabhängig von möglichen Konfigurationsprozessen, über welche der Bedarf dieser Tätigkeit verfügbar gemacht wird.

Rahmenerweiterung: Abfrage von Mitteln und Wissen#

Der Rahmen des Konfigurationsprozesses sind die der Software bekannten Informationen über die Verfügbarkeit von Mitteln und Wissen in Form von Tätigkeitsmustern. Das Problem hierbei ist immer – und insbesondere während einer möglichen gesellschaftlichen Transformation -, dass nicht alle Mittel, die Personen prinzipiell zur Verfügung stellen würden, auch von diesen Personen entsprechend verarbeitbar eingespeist wurden. Genauso ist es ein Problem, dass individuelles Wissen zwar vorhanden sein kann, aber oft nicht in Form von Tätigkeitsmustern gesellschaftlich geteilt ist. Es braucht daher einen Prozess, wie von anstehenden Bedürfnissen ausgehend Mittel und Wissen zum Zweck dieser Bedürfnisbefriedigung abgefragt werden, wodurch sich schließlich der Rahmen des Konfigurationsprozesses erweitert.

Die Reihenfolge, in der die Verfügbarkeit von Bedarfen abgefragt werden, ergibt sich, genau wie die Reihenfolge in welcher Tätigkeiten vorgeschlagen werden, durch die Betrachtung der spekulativen Gesamtdauer. Bevor eine Tätigkeit vorgeschlagen wird, werden sämtliche mögliche Konfigurationen – also solche, die im gegebenen Rahmen zu einem Abschluss kommen können – miteinander verglichen, diese nach ihrer spekulativen Gesamtdauer geordnet und dann wird jeweils die erste Tätigkeit der Konfiguration vorgeschlagen, durch welche die kürzeste Kooperation möglich wird. Die Abfrage von Mitteln und Wissen dagegen spielt notwendigerweise außerhalb dieses Rahmens und folgt der Frage „was wäre wenn?“. Also ‚was wäre wenn‘ dieses oder jenes Mittel verfügbar wäre und wie würde sich das jeweils auf die Gesamtdauer der Konfiguration auswirken? Und parallel und gleichzeitig dazu: ‚Was wäre wenn‘ jemand eine weitere Möglichkeit kennen würde, wie man dieses oder jenes Mittel verfügbar machen kann und was wäre anschließend die Auswirkung auf die Gesamtdauer? Beide Fragen beziehen sich auf dasselbe Mittel und werden zuerst für das Mittel gestellt, durch dessen Verfügbarkeit sich die kürzeste Konfiguration ergeben würde.

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Am Beispiel der Grafik: Den der Software bekannten Informationen steht Mittel M1a nicht zur Verfügung und die mögliche Tätigkeit um dieses Mittel verfügbar zu machen ist T1a2 mit einer Dauer von 20 Minuten. Die spekulative Gesamtdauer zur Verfügbarmachung von M1a liegt daher ebenfalls bei 20 Minuten. Eine andere Tätigkeit zur Verfügbarmachung von M1a ist die Tätigkeit T1a1 mit einer Dauer von lediglich 10 Minuten. T1a1 ist allerdings Teil einer schwer möglichen Konfiguration, da ein Bedarf lokal nicht verfügbar ist und die Verfügbarmachung davon eine sehr hohe spekulative Gesamtdauer hat.

Würde allerdings dieses Mittel M1a1a lokal zur Verfügung stehen, dann würde T1a1 auch vor der Tätigkeit T1a2 vorgeschlagen werden und die spekulative Gesamtdauer zur Verfügbarmachung von M1a wäre damit 10 statt 20 Minuten. Kürzer wäre die Konfiguration schließlich nur noch, wenn Mittel M1a gleich lokal zur Verfügung stehen würde, also gar keine Tätigkeit dazu notwendig wäre.

Sofern die Verfügbarkeit eines Mittels innerhalb einer bestimmten lokalen Umgebung realistisch ist, wie es versucht wird bei der →Interaktion mit Vorschlägen und Abfragen herauszustellen, ist es auf der Suche nach der kürzt-möglichen Konfiguration immer sinnvoll, zuerst die Verfügbarkeit des Resultates einer Tätigkeit abzufragen und schließlich erst Tätigkeiten zur Verfügbarmachung dieses Resultates vorzuschlagen. Im Beispiel wird daher zuerst abgefragt, ob M1a einer beteiligten Person zur Verfügung steht (und dabei unter welchen Nutzungsbedingungen) oder ob jemand weiß, wie M1a alternativ zur Verfügung gestellt werden könnte. Falls durch letztere Abfrage ein neues Tätigkeitsmuster zur Verfügung gestellt werden würde, also eine beteiligte Person ihr persönliches Wissen teilt, steht allerdings noch nicht fest, an welcher Stelle sich die Tätigkeit im Konfigurationsprozess einordnen würde; das stellt sich erst durch die Dauer der Tätigkeit heraus und ob und unter welchen Bedingungen der Bedarf lokal verfügbar ist. Aber selbst wenn in dieser Situation das neue Tätigkeitsmuster keine Anwendung finden sollte, könnte es in einer anderen Situation sehr nützlich sein. Kann keine angefragte Person M1a bzw. neues Wissen zur Verfügbarmachung von M1a zur Verfügung stellen, welches den geringsten spekulativen Gesamtaufwand nach sich ziehen würde, dann wird angefragt, ob jemand M1a1 zur Verfügung stellen kann oder eine alternative Möglichkeit zur Verfügbarmachung von M1a1 kennt. Ist das wieder nicht der Fall wird zusätzlich zu diesen Anfragen vorgeschlagen sich der Tätigkeit T1a2 zuzuordnen.

Eigene Mittel und persönliches Wissen anderen zur Verfügung zu stellen ist für das ununterbrochene Commoning immer von zentraler Bedeutung; innerhalb dieses Prozesses zur Rahmenerweiterung ist die Abfrage allerdings bedürfnisorientiert. Über die Abfrage wird einerseits versucht herauszufinden, ob Konfigurationen, die als unmöglich oder schwer möglich gelten, doch eigentlich mit den Mitteln und Wissen der Beteiligten mögliche Konfigurationen sind. Anderseits werden durch die bedürfnisorientierte Abfrage Beteiligte dazu animiert, ihr persönliches Wissen und die Verfügbarkeit ihrer Mittel zu teilen und dabei aufgezeigt, dass es einen realen Bedarf danach gibt. Über diese Abfragen und die damit zu gewinnenden Informationen wird das Informationsnetz der Softwarevermittlung immer dichter, es entstehen immer mehr Möglichkeiten Bedürfnisse mit lokal verfügbaren Mittel zu befriedigen und sich in das ununterbrochene Commoning bzw. in das Commoning an sich einzubringen, wird für potentiell alle Beteiligten immer sinnvoller.

Rücknahme vorgeschlagener Tätigkeiten#

Wird der Rahmen des Konfigurationsprozesses erweitert, kann es zu einer Neusortierung der möglichen Konfigurationen kommen und kommt es zu einer verspäteten Selbstzuordnung, kann sich die Richtung des Konfigurationsprozesses ändern. Unter ‚verspäteter Selbstzuordnung‘ wird hier verstanden: Die Selbstzuordnung erfolgt zu einer Tätigkeit, als deren Alternative bereits weitere, weniger ideale Tätigkeiten vorgeschlagen wurden und bei diesen zusätzlich vorgeschlagenen Tätigkeiten hat sich bisher auch mindestens eine Person schon zugeordnet.

Sowohl bei einer Neusortierung durch neue mögliche Konfigurationen als auch bei einer Richtungsänderung müssen bereits vorgeschlagene Tätigkeiten bzw. Abfragen wieder zurückgenommen werden, da eine Selbstzuordnung zu diesen Tätigkeiten bzw. das zur-Verfügung-stellen von Mitteln oder Wissen für die jeweilige Konfiguration wahrscheinlich nicht gebraucht werden wird. Wenn es auch nie ausgeschlossen werden kann, dass sowohl Selbstzuordnungen als auch das zur-Verfügung-stellen von Wissen und Mitteln ins Leere läuft, sollte in jedem Fall das Ziel sein, dass sowohl Selbstzuordnungen als auch Verfügbarmachungen mit hoher Wahrscheinlichkeit tatsächlich gebraucht werden.

Bereits vorgeschlagene Tätigkeiten und Abfragen können schlicht wieder zurück- und damit wieder aus der persönlichen Vorauswahl der Beteiligten herausgenommen werden. Vermitteltes Wissen und das zur-Verfügung-stellen eigener Mittel unter bestimmten Nutzungsbedingungen wird dann für die aktuelle Konfiguration wahrscheinlich nicht gebraucht, kann aber bei zukünftigen Konfigurationen helfen. Bereits geschehene Selbstzuordnungen können entsprechend markiert werden, dass sie vermutlich nicht zum Einsatz kommen werden (→Festsetzen einer Konfiguration), je nachdem, ob es noch eine realistische Möglichkeit gibt, dass die neuen möglichen Konfigurationen nicht selbst ins Leere laufen und die Tätigkeiten doch ausgeführt werden müssen.