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Website-Beschreibung

Das Softwarekonzept für ununterbrochenes Commoning entsteht im Rahmen der Arbeiten des Commons-Instituts und geht der Vision nach, das bisher größte vom Menschen geschaffene Netzwerk der Welt abzulösen: den Markt. Dabei setzt es auf das bisher zweitgrößte, inzwischen ebenfalls weltumspannende Netzwerk: das Internet.

Alle Dinge, die wir uns für Geld aneignen können, sind Teil des Marktes. Aber was ist mit den Dingen, die es nicht sind? Wenn etwas nicht käuflich ist, aber so verwendet werden darf, dass es zum größten Vorteil aller ist? Das ist ein Commons. Doch bei der Verwendung eines solchen Commons zeigen sich schnell Grenzen. Es muss darüber diskutiert werden, was die an der Verwendung Beteiligten gerade brauchen, wie es daher zum größten Vorteil aller verwendet werden kann und schließlich müssen Absprachen zur Verwendung davon getroffen werden. Und diese Absprachen müssen allgemein einsichtig sein - es reicht nicht, wenn diese nur einigen Personen bekannt ist oder Informationen darüber schwierig zu finden sind. Und was, wenn es mehr solcher Dinge gibt, die zum größten Vorteil aller verwendet werden können? Wenn es nicht nur der ein oder andere Acker ist, sondern auch in Haushalten verteilte Gebrauchsgüter mit einschließt oder größere Maschinen und vielleicht ganze Fabriken? Dann kann über vereinzelte Absprachen und besonders auch arbeitsteilige Prozesse, wie sie heute sehr oft notwendig sind, kaum Übersicht gehalten werden. Über die Software für ununterbrochenes Commoning soll dieses Problem gelöst werden.

Durch die Software wird ersichtlich, was „zum größten Vorteil aller“ bedeutet. Welche Dinge dafür zur Verfügung stehen und welche Absprachen zu deren Verwendung bereits getroffen wurden. Es zeigt sich, welche Strukturen sich bereits gebildet haben, in denen Menschen sich anstehenden Bedürfnissen mit ihren eigenen Fähigkeiten und Interessen annehmen und es soll möglich werden, dass diese Strukturen von allen daran beteiligten Personen mitbestimmt werden können. In Echtzeit werden darin sämtliche Informationen geteilt, die einander unbekannte Personen und Gruppen benötigen, um gemeinsam zu arbeiten und sich gegenseitig das bereitzustellen, was für die eigenen Tätigkeiten und für das eigene Leben benötigt wird. Eine zentrale Instanz, welche mit Stift, Papier und „weiser Voraussicht“ von oben herab plant, wird dabei überflüssig. Was wir suchen und als Projektteam konstruieren, ist eine Form der Selbstorganisation auf Augenhöhe, die unbegrenzt wachsen kann.

Selbstbestimmung wird heute durch den Markt stark eingeschränkt. Oft arbeiten wir nur, um unsere laufenden Kosten zu zahlen und die Arbeit wird bis zur Rente nicht weniger. Das liegt nicht daran, dass Arbeit zum Leben dazu gehört. Das mag so sein, aber mit all den technischen Errungenschaften, die wir alleine in den letzten hundert Jahren hatten, sollte die Arbeit wenigstens deutlich weniger geworden sein. Die Arbeit ist allerdings nicht weniger geworden und sie kann es auch nicht werden, solange wir uns in Strukturen von Konkurrenz, Wettbewerb, Profit und Wachstumszwang bewegen. Weil es nicht nur uns erschöpft, sondern auch das Naturvermögen und damit unsere Lebensgrundlage notwendigerweise zerstört, wollen wir dabei nicht länger mitmachen. Jenseits von Markt und Staat gibt es eine Freiheit, die andere bei ihrer Ausübung nicht einschränkt und in der wir zeitgemäß und mit der Natur im Einklang leben können. Wir entwickeln diese Software, weil wir diese Freiheit suchen und wir überzeugt davon sind, dass die Software ein Werkzeug ist, mit der sie erreicht werden kann.

Mit der Software für ununterbrochenes Commoning soll daher eine grundlegend nachhaltige Veränderung ermöglicht werden, die heute noch jenseits des Machbaren erscheint.

Christian Schorsch und Marcus Meindel, 2020