Aufwand und Einheit des Konfigurationsprozesses
In der Systematik des ‚Timeless Ways of Re-Production‘ wurde die Befriedigung aller eigenen Bedürfnisse als angestrebter Zustand definiert und jedes unbefriedigte Bedürfnis als eine Spannung betrachtet, die Aufwand nach sich zieht: „Ein Bedürfnis ‚hat‘ daher nicht eine bestimmte Spannung, sondern diese ergibt sich erst durch die Möglichkeiten der Befriedigung und ist umso höher, je aufwendiger die Bedürfnisbefriedigung ist.“
Marcus Meindel: The Timeless Way of Re-Production (Alexander: 51)
Es gibt zwei Gründe, warum der Aufwand einer Tätigkeit festgestellt werden muss: Der erste Grund wird nicht an dieser Stelle behandelt und ist die →Zuschreibung von Anerkennung an diejenigen, welche sich der Tätigkeit annehmen. Der zweite Grund ist es herauszustellen, wie ein vermitteltes Bedürfnis in einer bestimmten lokalen Umgebung mit dem geringsten Aufwand befriedigt werden kann. Wenn dieser daraus entstehende ‚rote Faden‘ auch keine Vorgabe ist – die Beteiligten entscheiden sich schließlich selbst, welchen Tätigkeiten sie sich annehmen – soll durch die Tendenz zum geringsten Aufwand zur Befriedigung eines einzelnen Bedürfnisses ein möglichst hoher Grad allgemeiner Bedürfnisbefriedigung erreicht werden.
Folgend wird zuerst betrachtet, was ‚Aufwand‘ im ununterbrochenen Commoning bedeutet und schließlich, welcher Aspekt des Aufwandes mit welcher Einheit im →Konfigurationsprozess angewendet werden kann.
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Der AufwandIm ununterbrochenen Commoning wird der Aufwand als geistige und körperliche Anstrengung innerhalb einer bestimmten Zeitdauer betrachtet. Und da wir in einer Systematik aus Mustern arbeiten, suchen wir die durchschnittliche Anstrengung und Dauer einer Tätigkeit und diese muss allgemeine Gültigkeit innerhalb eines bestimmtes lokalen Raumes haben. Durchschnittlich, da sie unabhängig von individuellen Fähigkeiten und der wechselnd intensiven Ausführung sein soll. Allgemeingültig, da über sie verschiedene Tätigkeiten miteinander in Beziehung gesetzt und verglichen werden. Mögliche Unterschiedlichkeit im lokalen Raum durch verschiedene klimatische Bedingungen etc., welche die unterschiedlichen Tätigkeiten dort allgemeingültig erschweren oder erleichtern.
Der Aufwand eines Tätigkeitsmusters bezieht sich dabei einzig und alleine auf den menschlichen Aufwand zur Ausführung dieser Tätigkeit. Der Aufwand eines einzelnen Tätigkeitsmusters bezieht sich nicht etwa auf den Aufwand der Verfügbarmachung des Bedarfes einschließlich der z.B. benötigten elektrischen Energie. Denn auch die elektrische Energie wird durch menschliche Tätigkeit verfügbar gemacht und auch das ist Aufwand, allerdings Aufwand, welcher an anderer Stelle aufgebracht und dort isoliert betrachtet werden muss. Genauso darf etwa das Einrichten des Arbeitsplatzes oder das Einstellen einer Maschine nicht in die Bewertung des Aufwandes eines Tätigkeitsmusters einfließen, wenn diese Tätigkeiten nicht explizit in diesem Tätigkeitsmuster beschrieben sind. Falls das nicht beachtet wird, wird die Aufwandsberechnung von kontinuierlichen Tätigkeiten (→Kontinuität) notwendigerweise unscharf.
Weiter ist bei Tätigkeiten, die unmittelbar auf menschliche Bedürfnisse gerichtet sind, die Feststellung des Aufwandes problematisch. Unmittelbar auf menschliche Bedürfnisse gerichtet ist etwa die Körperpflege und hier besonders auch, wenn diese Tätigkeit nicht auf sich selbst, sondern auf andere bezogen ist, also im Bereich der Pflege stattfindet. Oder auch ganz schlichte Tätigkeiten wie das Essen einer bestimmten Speise. Das Kochen – die Verfügbarmachung der Speise – kann sich prinzipiell an Zeitersparnis orientieren, wenn es zum Beispiel darum geht, möglichst viele Menschen Nahrung zur Verfügung zu stellen. Im Essen selbst aber liegt der Genuss und die Befriedigung des Bedürfnisses selbst. Für Tätigkeiten dieser Art, die auch auf eine andere Weise vermittelt werden (→Bedürfnisvermittlung), sollte daher der Aufwand noch nicht einmal festgestellt werden.
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Die Einheit des KonfigurationsprozessesWir wollen Konfigurationen herausstellen, die möglichst unaufwendig sind, dabei aber den Fähigkeiten und Interessen der Beteiligten und den Bedürfnissen der davon Betroffenen entsprechen. Die Bedürfnisse Betroffener zeigen sich (auf Softwareebene) in den → Nutzungsbedingungen von Mitteln und nicht-menschlicher Natur; die Fähigkeiten und Interessen der Beteiligten dagegen lassen sich nicht ‚theoretisch‘ herausstellen und auch nicht, ob sich Beteiligte gern oder ungern körperlich oder geistig anstrengen. Da im →Konfigurationsprozess Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung ihrem Aufwand nach geordnet und einzelne Tätigkeiten schrittweise zur Selbstzuordnung vorgeschlagen werden, wird die freie Entwicklung der Beteiligten eingeschränkt, wenn der Aspekt der Anstrengung dort mit einbezogen wird. Der einzige Aspekt des Aufwandes also, welcher im Konfigurationsprozess zur Sortierung der verschiedenen Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung angewendet werden kann, ist der Aspekt der zeitlichen Dauer von Tätigkeiten. Auch gibt es zwei weitere Gründe, warum die Dauer sich besonders als Einheit des Konfigurationsprozesses eignet: 1. Während die Anstrengung nur die ausführende Person selbst betrifft, betrifft die zeitliche Dauer die gesamte gesellschaftliche Kooperation. Und 2. ist die zeitliche Dauer auch der einzig relevante Aspekt des Aufwandes, welcher für die Person betrifft, welche ein Bedürfnis vermittelt hat und auf dessen Befriedigung wartet.
Diese Zeitdauer wird allerdings folgend nur als ‚Einheit des Konfigurationsprozesses‘ und nicht alleine als das Maß der →zugeschriebenen Anerkennung verwendet, durch welche der Zusammenhang zwischen Beteiligung und tendenziellen individuellen Vorteil hergestellt wird. In dieser zugeschriebenen Anerkennung kann auch die Anstrengung der Tätigkeit mit einbezogen werden, genauso wie das Risiko der Ausführung oder schlicht, ob sich der Tätigkeit aus Lust oder Notwendigkeit angenommen wird. Wesentlich ist an dieser Stelle nur die Trennung zwischen der Einheit des Konfigurationsprozesses und dem Maß der zugeschriebenen Anerkennung um auch die Problematik zu verringern, dass die Zeitdauer einer Tätigkeit länger angegeben wird, als sie tatsächlich benötigte, um so tendenziell einen individuellen Vorteil zu gewinnen. Die durchschnittliche Dauer der Tätigkeit sollte sich daher relativ leicht herausstellen lassen, indem die Beteiligten schlicht nach Ausführung der Tätigkeit darüber automatisch abgefragt werden, nachdem das Resultat zur Zufriedenheit der empfangenden Person weitergegeben wurde. Je nachdem, um welche Art der Tätigkeit es sich handelt und wie sich diese zwischen andere Tätigkeiten eingliedert – also ob es zum Beispiel eine Teilaufgabe am Fließband oder eine Form der Feldarbeit ist – ist es unterschiedlich relevant, wie exakt diese zeitliche Dauer gemessen werden muss. Oft können Schätzwerte wohl vollkommen ausreichend sein.