Poträt Nachbarschaftswirtschaft
Nach den Repair Cafés (Dinge reparieren) und der LeihBar (Dinge ausleihen) folgt nun der nächste logische Schritt: Know-how, Gegenstände und Menschen miteinander verbinden (Dinge gemeinsam tun). Die «Vermittlungsplattform für Nachbarschaftswirtschaft» will Bedürfnisse mit passenden Angeboten (Gerätschaften, Werkzeugen, Maschinen, Räumlichkeiten, Fähigkeiten) zusammenbringen, auf freiwilliger Basis. Die Software soll im Gegensatz zu bereits existierenden «Tauschkreisen» nicht nur Dinge vermitteln, sondern sowohl arbeitsteilige Produktion von Gütern als auch Strukturen der Fürsorge ermöglichen.
Why? Alle Menschen stehen in wirtschaftlicher Beziehung miteinander – selten direkt und meist indirekt. Einen Grossteil dieser Beziehungen organisieren wir über Tausch und Geld. Aber immer mehr Menschen problematisieren diese Beziehungsform (Ausschluss von Menschen, Ausbeutung von Mensch und Natur, Klimaerhitzung, etc.) und argumentieren für andere Grundlagen einer zukünftigen, regionalen und generationengerechten Wirtschaft. Dabei sind mit der Ausbreitung des Internets völlig neue Möglichkeiten für die Erprobung nachhaltiger und kooperativer Wirtschaftsformen entstanden. Durch die komplexe Vermittlung über die Software werden Strukturen aufgebaut, die sich nach den menschlichen Bedürfnissen richten, in denen sich freiwillig eingebracht werden kann und in der statt Konkurrenz Kooperation auf Augenhöhe stattfindet – in der Nachbarschaft und weit darüber hinaus. Mitmachende sparen so Geld und tun sich und den Leuten in ihrer Region etwas Gutes. Obendrein wird durch die lokale Produktion die Natur geschont.
Softwarebeschreibung Die Software ist eine neuartige Möglichkeit, sämtliche Tätigkeiten, welche zur Befriedigung menschlicher Bedürfnisse notwendig sind, auf Augenhöhe zu vermitteln und somit sowohl für andere direkt da zu sein, als auch sich in komplexe Produktionsprozesse einzubringen. Sobald Bedürfnisse vermittelt wurden, wird automatisch das lokale Umfeld nach verfügbaren Mitteln (Werkzeugen, Maschinen, Arbeitsmaterialien, Räumlichkeiten, Anleitungen, etc.) analysiert und Benutzern mögliche Tätigkeiten angeboten, denen diese sich den eigenen Fähigkeiten und Interessen nach zuordnen können. Diese Tätigkeiten selbst sind Erfahrungen anderer Beteiligter, die einmal vor demselben Problem standen. Die Software kann herausstellen, welche Tätigkeiten im jeweiligen Umfeld am effizientesten dazu beitragen, möglichst viele unterschiedliche Bedürfnisse mit möglichst geringem Aufwand zu befriedigen und diese Informationen den Benutzern zur Verfügung stellen.
Technische Anforderungen Die Webplattform ist opensource und als Whitelabeling-Lösung programmiert. Wenn unterschiedliche Plattformen mit unterschiedlichem Labeling existieren, sollen sie über Schnittstellen miteinander kommunizieren können. Sie ist potenziell mehrsprachig und kann anhand der Eingaben der User «dazulernen», um mehrere, resp. neue Lösungswege zur Bedürfnisbefriedigung abbilden zu können. Die Software kann, je nach Userwunsch, Leute darauf aufmerksam machen, wenn ihre Fähigkeiten oder Mittel in der Region gefragt sind. Die Webplattform kann auf bereits existierende Datenbanken zugreifen, um beispielsweise Lokalitäten, Gegenstände oder Tätigkeitsmuster einzubinden. Die Software erfüllt hohe Datensicherheitsstandards.
Design und Handling Die Webplattform ist schön und einladend dargestellt, egal ob per Computer oder über mobile Geräte darauf zugegriffen wird. Die Benutzenden werden auf spielerische und intuitive Weise zum Beitragen animiert.
Raffael Wüthrich, 2020